Budfi mit 61
2021 hatte Max Graf eine einmalige Chance: Sein langjähriger Arbeitgeber, die Deutsche Telekom, bot dem studierten Datentechniker den Wechsel in den vorgezogenen Ruhestand an. Unter der Bedingung, dass sich Max Graf ein Ehrenamt suchen wird. Seit März 2022 ist Max Graf nun beim ASB Regionalverband Nürnberger Land e.V. als Bundesfreiwilliger im Fahrdienst tätig und hat es nicht bereut. „Ich lerne täglich Neues“, sagt der 61-Jährige.
2011 war der Bundesfreiwilligendienst als Reaktion auf die Aussetzung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes geschaffen worden. Seither gibt es diesen Dienst zusätzlich zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Der große Unterschied zum Zivildienst: Es gibt beim Bundesfreiwilligendienst keine Altersbegrenzung. Sowohl Frauen als auch Männer können ihn leisten. Das taten 2021 deutschlandweit immerhin rund 37.000 Menschen.
Auch der ASB Nürnberger Land e.V. arbeitet gerne mit den Bundesfreiwilligen. „Ein Ersatz für die Zivis sind die Bufdis beim ASB Nürnberger Land nicht, das kann man überhaupt nicht vergleichen“, sagt Philipp Elsasser, Geschäftsführer der Sozialen Fahrdienste, der selbst vor gut 15 Jahren Zivi beim ASB war.
„Früher bauten die meisten sozialen Organisationen stark auf die Zivildienstleistenden auf. Sie waren ein wichtiger Teil des Personals. Auch beim ASB im Nürnberger Land hatten wir meist 30 und mehr Zivis im Einsatz, vor allem im Fahrdienst. Doch wir haben die sozialen Dienste mittlerweile so professionalisiert, dass wir auf die Freiwilligen strukturell nicht mehr angewiesen sind. Sie sind aber ein Gewinn, wenn sie Lust haben, auf das, was wir tun und im Idealfall auch schon Berufserfahrung mitbringen.“
So wie Max Graf. Der hatte sich nach dem Angebot des vorgezogenen Ruhestands erstmals mit seiner Familie besprochen. „Das war reizvoll, aber so eine Entscheidung müssen ja alle mittragen. Mir gefiel nicht nur die Perspektive, nicht mehr voll arbeiten zu müssen, sondern auch die Chance, nach über 30 Jahren im technischen Vertrieb noch einmal ein ganz anderes Berufsfeld kennenzulernen“, sagt der heute 61-Jährige, der in Nürnberg wohnt.
Der ASB Nürnberger Land überzeugte ihn. „Ich bin über die Homepage auf den Bundesfreiwilligendienst beim ASB Nürnberger Land aufmerksam geworden. Er ist eine der wenigen sozialen Organisationen in der Region, die diesen Dienst anbieten. Wir haben gesprochen und ich habe mich ziemlich schnell entschieden, denn der ASB kam meinen Wünschen sehr entgegen“, so Graf. 21 Stunden pro Woche, verteilt auf drei Tage, ist er nun im Fahrdienst im Einsatz. Als Springer fährt er Krankentransporte ebenso wie Schulbusse mit Kindern und jungen Erwachsenen mit Handicap. „Die Tätigkeit ist nicht nur abwechslungsreich, ich habe auch eine hohe Verantwortung und Eigenverantwortlichkeit“, sagt Graf. „Es ist toll, im fortgeschrittenen Alter noch so viel Neues zu lernen. Ich komme mit Menschen in Kontakt, mit denen ich früher keine Berührung hatte und lerne dabei viel auch über unsere Gesellschaft.“
„Uns ist wichtig, dass wir mit den Freiwilligen einen Rahmen finden, der für beide gut passt, schließlich sind sie freiwillig bei uns“, betont Fahrdienst-Leiter Philipp Elsasser. Während sich für den Rettungsdienst eher jüngere Bewerber meldeten, seien es für die Sozialen Dienste wie Hausnotruf, Mahlzeitendienst und Fahrdienst eher ältere. „Das ergänzt sich gut, denn auch unsere Kundinnen und Kunden haben ja meist schon ein fortgeschritteneres Alter.“
Der Bundesfreiwilligendienst wird vergütet. Auch Urlaubsanspruch haben die Bufdis, ebenso wie Anspruch auf Weiterbildung. „Ich habe schon einige Seminare belegt, der ASB hat mich dabei unterstützt,“ sagt Max Graf. Bis Ende Februar ist er noch für den ASB Nürnberger Land im Einsatz. Dann macht er erstmal Pause, will den Ruhestand mit der Familie genießen, ein paar Reisen machen. „Aber ich schließe nicht aus, dass ich irgendwann auf Minijob-Basis wieder ein paar Stunden im Fahrdienst fahre, denn es macht wirklich Spaß.“